Wo bisher Grünlandwirtschaft betrieben wurde, wird aktuell auf 11 ha Schilf gepflanzt. Für die Pflanzbettbereitung zieht der Traktor mit einer Streifenfräse lange Bahnen durch die Grasnarbe. Ein Erdbohrer bereitet die Pflanzlöcher für die Jungpflanzen vor, die auf dem Anhänger eines Quads stehen. Per Hand oder mit einer Forst-Pflanzmaschine werden die Jungpflanzen anschließend von der Güstrower GaLaFo mbH in den schwarzen Moorboden eingesetzt – insgesamt 80.000 dieser Pflanzen hat die Gärtnerei GaLaTief GmbH & Co. KG aus Anklam angezogen. Die Projektleiterin Anke Nordt steht am Rand der Fläche und freut sich über den Fortschritt. Bald wird der Polder wiedervernässt, aber anders als im Polder Kamp West nebenan, bleibt die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen erhalten. Da die bisher als Viehfutter genutzten Gräser jedoch keine hohen Wasserstände vertragen, wachsen hier in Zukunft angepasste Arten wie Rohrglanzgras, Seggen und Schilf.
„Insbesondere Schilf ist vielseitig einsetzbar: Am bekanntesten ist wohl die Nutzung als Dachschilf, aber auch als Putzträger, Dämmplatten und als Zelluloselieferant für die Papierindustrie kann die Biomasse eingesetzt werden“, erklärt Nordt.
Die Ernte des Schilfs soll dafür im Winter erfolgen, nachdem die Pflanzen die Blätter abgeworfen haben und abgetrocknet sind. Diese Art der Nutzung von vernässten Mooren wird Paludikultur genannt. Ziel ist es, die Wertschöpfung durch die bewirtschaftenden Betriebe, als auch den Torfkörper zu erhalten. Durch die Entwässerung wurde der Torf zersetzt – in den letzten Jahrzehnten ist dadurch im Polder Bargischow-Süd mehr als ein Meter an Höhe verloren gegangen, wodurch die Fläche unter dem Meeresspiegel liegt.
Der Schilfanbau ist Teil des Pilotprojektes „Paludi-MV“, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Das Projekt erprobt Paludikultur auf zwei Polderflächen: Bargischow-Süd im Peenemündungsbereich (LK Vorpommern-Greifswald) und Sandhagen im Landgrabental (LK Mecklenburgische Seenplatte). Auf der Testfläche im Polder Bargischow-Süd soll sich nun möglichst schnell ein geschlossener Schilfbestand etablieren, so dass eine hochwertige Biomasse geerntet werden kann. Dieser gezielte Anbau von Schilf liefert Erkenntnisse über Kosten und Herausforderungen bei der Planung und Umsetzung für die Etablierung von Paludikultur.